Hommage an Barbara von Weitershausen

 

Mit Verleihung des Geißendörfer Ehrenpreises Schnitt

 

Zum 13. Mal würdigt Filmplus in diesem Jahr mit seiner Hommage das Lebenswerk eines für die deutsche Kinematographie bedeutenden Editoren. Mit Barbara von Weitershausen ehren die Veranstalter 2014 eine Schnittmeisterin, die als Virtuosin des unsichtbaren Schnitts seit über 40 Jahren auf Ton- und Bildebene den erzählerischen Fluss einer enormen Bandbreite preisgekrönter deutscher Kino- und Fernsehproduktionen zur Perfektion gebracht hat.

Barbara von Weitershausen / © Hans-Albrecht Lusznat

Als viertes von sechs Kindern in Melsungen geboren, wuchs Barbara von Weitershausen in München auf und unternahm ihre ersten Schritte im Filmgeschäft zunächst Mitte der 1960er Jahre in einem Synchronstudio. Als zweite Schnittassistentin arbeitete sie alsbald mit dem Schnittmeister Herbert Taschner zusammen, mit dem sie u.a. für Rapid Film zahlreiche seriell erstellte Unterhaltungsfilme fertigte. Während jener Zeit lernte sie den Filmeditor Peter Przygodda kennen, mit dem zusammen sie fortan eine ganze Reihe von großen Klassikern des Neuen deutschen Films gestaltete. Neben der Schnittassistenz u.a. an Filmen wie Wim Wenders’ Alice in den Städten, Hans W. Geißendörfers Die gläserne Zelle oder Volker Schlöndorffs Die Blechtrommel, verantwortete sie in den kommenden Jahren zunehmend auch die Tonebene wie etwa bei den Wenders-Filmen Paris, Texas oder etwas später In weiter Ferne, so nah!. Im Bereich des Autorenfilms montierte sie zudem u.a. für Klaus Lemke Der Kleine, für Helke Sander Der Beginn aller Schrecken ist Liebe sowie für Wim Wenders Der Stand der Dinge. Weitere Arbeiten mit der Künstlerin Rebecca Horn (Buster’s Bedroom), Stefan Aust (Krieg und Frieden) oder Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) bestimmten ihr Kinoschaffen bis in die 1980er Jahre.

Dokumentarfilme für Peter Goedel und Vadim Glowna, die hochgelobte TV-Serie BlackoutDie Erinnerung ist tödlich (Hans-Günther Bücking), Kinderfilme für Franziska Buch (Hier kommt Lola!), Stanislav Güntners ausgezeichneter Debütfilm Nemez sowie Heinrich Breloers aufwändige Literaturverfilmung Buddenbrooks als Kinofilm und TV-Zweiteiler: Barbara von Weitershausens Kunst des präzisen Erzählens prägt bis heute alle Spielarten filmischen Ausdrucks in Film und Fernsehen. Für Marc Rothemunds Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit 1998 mühelos vom Analog- zum Digitalschnitt gewechselt, ordnet sie bis heute ihr kreatives Schaffen bedingungslos dem perfekten Erzählfluss der Geschichte unter. Ihre jüngste Arbeit, Franziska Buchs Fernsehfilm Käthe Kruse, hat Barbara von Weitershausen erst kürzlich abgeschlossen.

Die maßgeblich vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW unterstützte und seit Bestehen mit einer Ehrung durch den Bundesverband Filmschnitt – Editor e.V. (BFS) verbundene Hommage-Reihe wird ergänzt durch den mit 3.000 Euro dotierten Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt.

Eine ausführliche Filmographie von Barbara von Weitershausen finden Sie hier.